Maria Magdalena Brachstadt

1518 Erste Erwähnung einer Kapelle, die der heil. Maria Magdalena geweiht war. Sie war Filiale der Pfarrkirche von Tapfheim, in ihr wurde vom Tapfheimer Pfarrer jede Woche eine Messe gelesen. Die „Heiligenpfleger" (etwa „Kirchenvorsteher"), stifteten 1518 in Form von Naturalien und Geld mit einem jährlichen Wert von 35 Gulden eine „Frühmesse". Der bestellte „Frühmesser" hatte nun täglich eine Messe zu lesen, auch wurde ihm eine eigene Behausung zur Verfügung gestellt.

1543 Einführung der Reformation durch Pfalzgraf Ottheinrich zu Neuburg. Zusammen mit Tapfheim wurde die Filialkirche Brachstadt protestantisch. Brachstadt war ursprünglich keine eigene Pfarrei. Es war eine Filialkirche (also Tochterkirche) Tapfheims. Beide wurden bereits 1543 lutherisch, nachdem Pfalzgraf Ottheinrich in seinem Herrschaftsgebiet Pfalz-Neuburg den neuen Glauben eingeführt hatte. Damals galt der Grundsatz, der dann auch im Augsburger Religionsfrieden von 1555 festgeschrieben wurde, „cuius regio, eius religio", d.h. dass die Untertanen des jeweiligen Herrschers auch dessen Glauben anzunehmen hatten. Obwohl Brachstadt auf oettingischem Gebiet lag, hatte die Tochterkirche der Mutterkirche zu folgen.

1546/47 Schmalkaldischer Krieg, der vor allem in vielen Nachbargemeinden wütete. Ausgehend vom Schmalkaldischen Bund protestantischer Fürsten und Städte gegen die Politik Kaiser Karls V. und zur Verteidigung ihres religiösen Bekenntnisses, am 31.12.1530 zu Schmalkalden verabredet, kommt es schließlich 1546/47 zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Was für Auswirkungen hatte das für unsere Gegend? Im Todesjahr Martin Luthers 1546 wurde auch die Gegend Oppertshofen-Brachstadt von den Kämpfen des Schmalkaldischen Krieges, also des ersten Religionskrieges, heimgesucht. Brachstadt war damals ja bereits evangelisch, Oppertshofen noch katholisch. Die Auseinandersetzungen endeten mit der Niederlage des protestantischen Schmalkaldischen Bundes. Oppertshofen, damals noch katholisch, sollte hier auch eine Rolle spielen. Donauwörth hatte vorher Truppen des Schmalkaldischen Bundes beherbergt und fiel durch die Niederlage derselben bei Kaiser Karl V. in Ungnade, erlangte aber schließlich Verzeihung. Eine entsprechende Gnadenurkunde soll am 11. Oktober 1546 im kaiserlichen Feldlager in Oppertshofen unterzeichnet worden sein. „Sieger" und „Verlierer" wohnten also auf engstem  Raume zusammen.

1618 - 1648 30-jähriger Krieg, einer der schrecklichsten Kriege in unserer Gegend und in Deutschland überhaupt. Schlimmste Kriegsjahre, die unsere Gegend betrafen: 1632 - 1634 und 1646 - 1648. Noch Jahrzehnte nach diesem Krieg lesen wir in den Contractsprotocollen „Kauft den öden Söldenplatz", oder „Caspar Scherers öder Hof wird dem Wirt Leonhardt Bschor zu Erlingshofen überlassen....."
Hintergrund: Auseinandersetzung der europäischen Mächte (mit Ausnahme Englands und der Schweiz) wegen der Vorherrschaft Habsburgs (Österreichs und Spaniens) in Europa.

Parteien:
a) der deutsche Kaiser mit Spanien und der „Liga" der kath. Reichsfürsten, die zum Schutz ihrer Religion, doch sonst nie ohne Vorbehalt gegenüber Habsburg mitkämpften
b) die „Union" der prot. Stände mit Schweden, Dänemark und Frankreich
Ende: 24.10.1648 mit dem sog. „Westfälischen Frieden" (siehe unten)

01.11.1619 Die Geschichte mit dem silbernen Glöcklin (welche sich als unwahr erwies!)
Siehe dazu Theodor Meyer: „100 Jahre Maria Magdalena Kirche Brachstadt - Eine Kirche stellt sich vor"
1622 Nach der Gegenreformation, bei der die „Pfalz-Neuburg" 1616 wieder katholisch wurde, schlossen sich die Protestanten Brachstadt und Oppertshofen (seit 1555 evangelisch) zusammen. Es gab aber weiterhin eine nicht unbedeutende Anzahl von Katholiken in Brachstadt, die ihre Mutterkirche in Tapfheim besuchen wollten, darüber gab es aber immer wieder heftigen Streit (sogar bis Anfang des 18. Jh.) mit den katholischen Obrigkeit, weil Oettingen dies verbot. Die Brachstädter Kirche wurde sowohl von den Katholiken als auch von den Protestanten beansprucht. Auch galten zweierlei Kalender, die Oettingische Landeskirche führte die Kalenderreform erst im Jahr 1700 ein. Alter und neuer Kalender differierten um 10 Tage. Das führte zu kuriosen Situationen z.B. an Feiertagen, wenn die jeweils andere Partei den Feiertag nicht „heiligte".

24.10.1648 Beendigung des 30-jährigen Krieges mit dem „Westfälischen Frieden":
Er wurde unterzeichnet in zwei westfälischen Städten, und zwar zu Münster mit den Franzosen und zu Osnabrück mit den Schweden. In diesem Friedensschluss wurden z.B. zwei Staaten, die Schweiz und Holland, als selbständig anerkannt. Frankreich erhielt Elsass, soweit es österreichisch war. U.a. bekam Bayern die Oberpfalz nebst der Kurwürde. Hinsichtlich der Religion wurden den Lutherischen und Reformierten gleiche Rechte wie den Katholiken eingeräumt.
1661 die Pfarrei bekam wieder einen eigenen Pfarrer

1718 Reparatur am Kirchendach

1809 Reparatur der Friedhofsmauer

1837 Anschaffung einer Orgel

März 1895 Abbruch der alten Kirche in Brachstadt

Juli 1896 Einweihung der neuen Maria Magdalena-Kirche in Brachstadt

1917 Ablieferung von zwei Kirchenglocken, eine Glocke durfte bleiben

1922 Anschaffung von vier neuen gusseisernen Glocken, die ihren Dienst bis 2005 tun

1926 Der Turm erhält ein Kupferblechdach

1995/96 Innen- und Außensanierung des Kirchenschiffes

2005 Mit Horst Schall (Installation am 03. April in Brachstadt), erhält die Pfarrei den 50. Pfarrer in ihrer langjährigen Kirchengeschichte.

2006 Der neugotische Kirchturm wurde saniert. Das Baugerüst stand ein halbes Jahr, von März bis September. Außerdem erhielt die Maria-Magdalena-Kirche vier neue Bronzeglocken. Diese wurden am 27. Januar in der Glockengießerei Perner in Passau gegossen. Über 50 Gemeindeglieder waren bei diesem denkwürdigen Ereignis live dabei. Ein weiteres „Highlight" war die Einholung der Glocken mit Pferdefuhrwerken und Blasmusik am 2. Juni. Die offizielle Glockenweihe fand schließlich am 10. September statt. Für die neuen Glocken, sowie die Turmrenovierung, spendete die Brachstädter Bevölkerung über 80.000.-EUR. Ohne diese gewaltige Spendenbereitschaft wäre dieser finanzielle Kraftakt nicht möglich gewesen. Zwei der vier alten Glocken aus Eisenhartguss bleiben übrigens im Dorf. Die größte behält die Kirchengemeinde Brachstadt und die zweitgrößte ersteigerte sich die Dorfgemeinschaft. Die dritte Glocke wurde ans andere Ende der Welt verschifft - als Geschenk für Port Morresby, der Partnergemeinde des Dekanats Donauwörth in Papua Neuguinea. Auf der "Bäldleschwaige"ist künftig die kleinste Glocke zu hören, die von der Familie Sautter ersteigert wurde.

 

Maria Magdalena
Bildrechte beim Autor

 

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